Oder: Wie wir gelernt haben, alles sofort wegzuschmeißen
Alles hat ein Ablaufdatum – außer die Gier
Schuhe, Akkus, Kleidung, Staubsauger, Laptops, Autos, Häuser – alles hat ein eingebautes Ablaufdatum. Das ist auch in Ordnung. Nichts ist für die Ewigkeit. Problematisch wird es erst, wenn Dinge so gebaut sind, dass sie von Anfang an keine zweite Chance bekommen sollen.
Kleine Randnotiz: Die einzigen Produkte mit immer längerem Ablaufdatum sind Lebensmittel. Nicht für uns Endkunden, sondern damit die Ketten möglichst wenig wegschmeißen müssen. 😉
Kaputt ist kein Zufall – es ist System
Wir leben in einem System, das Kaputtes nicht repariert, sondern ersetzt.
Alles ist möglich, alles ist billig, alles ist sofort da. Und sobald es nicht mehr funktioniert – oder einfach nicht mehr geil genug aussieht – fliegt es raus.
Das ist kein Versehen. Das ist Konzept. In manchen Fällen nennt man das geplante Obsoleszenz – dazu habe ich hier einen eigenen Artikel verlinkt.
Aber oft ist es noch grundlegender: Einwegdenken als Standard.
Einweg als Geschäftsmodell
Einweg ist nicht nur eine Verpackung. Es ist ein Geschäftsmodell.
Die Formel ist simpel: Ich will’s, ich krieg’s – und nach dem Dopaminkick kann’s wieder weg.
Kein Aufwand, keine Verantwortung, keine Verbindung zum Produkt.
Selbst Dinge, die reparierbar sein könnten, werden bewusst so gebaut, dass du sie nicht wirklich besitzt:
- Akkus, die du nicht tauschen kannst
- Geräte, die man nicht öffnen darf
- Ersatzteile teurer als der Neukauf
Das sind keine Einwegprodukte – aber Einweg im Geiste.
Marketing ersetzt Haltbarkeit
Die Leute wollen ihr zwei Jahre altes Smartphone gar nicht mehr reparieren – sie wollen es freiwillig loswerden für das neueste Modell. Sie freuen sich, ständig neue Plastikkleidung zu kaufen, statt alle paar Jahre etwas Hochwertiges aus echter Wolle.
Die PR-Branche hat ganze Arbeit geleistet: Konsum als Lifestyle statt Notwendigkeit.
Auch beim Rauchen: Einweg regiert
Pfeifen sind nur noch etwas für Genießer. Die breite Masse will „gesünder rauchen“ – also E-Zigarette oder E-Vape. Oder Aktivkohlefilter rein, Zigarette durch, ab in den Aschenbecher.
Kleine Randnotiz: Welches Cannabisprodukt verzeichnet den weltweit größten Zuwachs? Fertiggedrehte Joints. Selbst das Ritual, einen Joint selber zu bauen, ist den Leuten zu anstrengend geworden.
Dabei hätten wir heute die Technik für bessere Lösungen: Filtersysteme aus Edelstahl, die sich pyrolytisch reinigen lassen und Jahre halten. So wie Edelstahl-Besteck vor 100 Jahren undenkbar war – heute selbstverständlich.
Big Player werden nie umdenken
Glaubst du, einer der Großkonzerne wird einen Edelstahl-Aktivkohlefilter rausbringen?
Sie könnten es günstiger und cooler vermarkten als ich. Aber tun sie es? Natürlich nicht. 30 Euro alle zwei Wochen ist lukrativer als 30 Euro alle paar Jahre.
Ab und zu eine neue bunte Sonderedition – das reicht für die Gewinnmarge.
Langlebige Produkte widersprechen dem Geschäftsmodell. Deshalb wird echte Innovation nie von oben kommen.
Stell dir vor, es gibt keine Kippenstummel mehr…
Der Phönix ist kein Weltrettungsprodukt. Er ist ein Zeichen: Dass es auch anders geht. Dass nicht alles Einweg sein muss.
Ich bin mir bewusst: Das sind First-World-Probleme. Aber besser als Plastikdeckel an Plastikflaschen festzumachen ist meine Idee allemal.
Vielleicht beginnt nachhaltiges Denken nicht bei Weltrettungsprojekten, sondern bei der Entscheidung, etwas nicht wegzuschmeißen. Die eigene Tasse. Die geflickte Jacke. Der Filter, der nicht nach wenigen Zügen im Müll landet.
Manchmal reicht es, wenn einer anfängt.

